Forschung
Das für soziale Prozesse konstitutive Zusammenspiel von Menschen wird maßgeblich durch die zwischen ihnen bestehenden Beziehungen strukturiert. Vor diesem Hintergrund frage ich in meiner Forschung danach, wie sich persönliche Beziehungen und aus solchen bestehende Netzwerke – insbesondere in und zwischen Organisationen – entwickeln. In diesem Zusammenhang setze ich besonders drei Schwerpunkte.
Ich arbeite an einem sozialtheoretisch fundierten Verständnis von Wechselwirkungen zwischen Netzwerken und verschiedenen Dimensionen sozio-materieller Kontexte. Hier frage ich danach, wie die symbolischen und materiellen Bedingungen alltäglicher Praxis die Formation und Wirkung von Beziehungen strukturieren.
Vor dem Hintergrund untersuche ich, wie und mit welchen Konsequenzen gegenwärtige Transformationsprozesse Beziehungsformation und Netzwerke verändern. Einen besonderen Schwerpunkt setze ich dabei im Bereich Digitalisierung. Hier frage ich u.a. danach, wie sich die Virtualisierung von Zusammenarbeit auf Kollaborationsbeziehungen und Netzwerke in Teams auswirkt oder wie KI-Anwendungen Beziehungen verändern. Umgekehrt frage ich aber auch danach, wie Grenzen überschreitende Beziehungen, die Transformation ermöglichen, gelingen können.
Beziehungen ermöglichen und beschränken Handlungs- und Erfolgschancen in vielfacher Hinsicht. Unterschiede in der individuellen Einbettung in soziale Netzwerke ist daher ein wesentlicher Faktor bei der Reproduktion sozialer Ungleichheit. In meiner Forschung frage ich nach den Ursachen und Folgen von netzwerkstruktureller Ungleichheit, wobei ich unter anderem auf die Ungleichheitsdimension Gender fokussiere.
In den einzelnen Forschungsprojekten verbinde ich insbesondere verschiedene Praxis- und Netzwerkstheoretische Perspektiven. Methodisch arbeite ich sowohl mit qualitativen Verfahren wie Ethnographie oder Interviews als auch mit quantitativen Verfahren – neben klassischen Befragungen und Inferenzstatistik insbesondere solche der sozialen Netzwerkanalyse.
Aktuelle Projekte (Auswahl)
- Wie verändert die Virtualisierung von Zusammenarbeit Geschlechterungleichheit in informellen Netzwerken?
- Wie unterscheiden sich Wahrnehmung und Anwendung von Kommunikationsmedien zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und wie verkomplizieren diese Unterschiede feldübergreifende Zusammenarbeit?
- Inwiefern ist der Zugang zu – für die Akquise sozialer Unterstützung günstigen – Gelegenheiten für bestimmte, besonders vulnerable Personengruppen aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen weniger legitim, schambehafteter und damit symbolisch beschränkt? (mit Heike Krüger, NSCR Amsterdam, Julia Hahmann, Wiesbaden & Laura Behrmann, Wuppertal)
- Können systematische Differenzen in der Wahrnehmung der selben Beziehungen Geschlechtersegregation in Freundschaftsnetzwerken erklären helfen? (mit Heike Krüger, RWTH Aachen/ Uni zu Köln & Thomas Grund, RWTH Aachen)
- Wie wird die Emergenz informeller Hierarchien in Teams durch die Genderkomposition dieser strukturiert? (mit Ronja Rieger, Uni Duisburg-Essen)
- Inwiefern ersetzen Chatbots informeller Ratgeber:innen im Arbeitskontext, wie verändern sich informelle Beziehungen und Netzwerke durch die Verbreitung dieser parasozialen Beziehungen und welche Konsequenzen hat das für Organisationen?
- Wie können informell Pflegende dabei unterstützt werden ihre kreativen Lösungen miteinander zu teilen? (mit Isabel Zorn, TH Köln)
- Digitalisierung und Vernetzung zwischen Gewerken in Bauprojekten (mit Sandra Rothenbusch & Simone Kauffeld, TU Braunschweig)